Donnerstag, 30. Oktober 2008

Psssst....

Heute muss ich ganz leise schreiben, denn ich befinde mich zum ersten Mal in einer der größten Bibliotheken Torontos. Ein schickes fünfstöckiges Gebäude. Bestens geeignet um darin Verstecken zu spielen. Für mich ging es bei dem Ausflug ins Büchermeer eher darum einen Platz zu finden, an dem ich in Ruhe meine Leseaufgaben für Morgen erledigen kann. Mission geglückt. Ich sitze im dritten oder vierten Stock, an einer schönen Glasfront und les englische Artikel über das Leben als Missionar in anderen Kulturen...
Die Woche war wieder bunt gefüllt. Britta hat am Dienstag wieder für ca. 20 Leute gekocht und Apfelkuchen gebacken. Die werden ihr hier am Ende ein Denkmal setzen! Aber danach war Britta ziemlich müde und etwas angeschlagen. Mittlerweile geht es ihr schon wieder besser.

Der Witz der Woche: HaPe im Englischunterricht. In einem Anfall geistiger Umnachtung habe ich das oben abgebildete Lineal genommen und es mir sachte mehrfach gegen die Stirn schnalzen lassen... Irgendwann haben mich dann alle angeschaut (wir sitzen an Tischen im Halbkreis) und Britta fragte mich: HaPe what are you doing? Das war der Moment als ich wieder zu Bewusstsein kam, das Lineal auf die Seite gelegt habe und verzweifelt versucht habe die Lacher zu ignorieren. In dieser Unterrichtsstunde war das Thema Körpersprache. Persönliche Auslegungen dürfen gerne als Kommentar gepostet werden.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Stadtflucht

Dieses Wochenende haben wir die Gelegenheit genutzt der Großstadt zu entfliehen. Gemeinsam mit Miri und Joachim sind wir zu Familie Kümmel gereist. Von Freitag Abend bis Samstag Abend waren wir in Mofat.
Wir haben dort am Haus ein paar Arbeiten vorgenommen und die Zeit mit Andrea, Joachim und ihren Kindern genossen.
Heute waren wir dann in einem richtig genialen Studentengottesdienst in der Knox-Church. Dieser Gottesdienst hat uns so richtig gut getan und wir haben einige Leute getroffen, die wir bereits bei einer Thanksgiving-Party getroffen haben. Das war richtig nett.
Zur Krönung des Abends gab es dann noch im Adam-House eine Einladung zum afganischen Abendessen - einfach lecker.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Der Alltag beginnt

Das mit der Kirche hat letzten Sonntag nicht so geklappt. Britta ging es nicht so gut (etwas Fieber) und unsere Vertretung fürs Adamhouse hat sich ebenfalls krankgemeldet. Also haben wir einen gemütlichen Tag "zu Hause" verbracht.
Das Internet ist ebenfalls immer noch am kränkeln. Zu allem Übel hat sich unsere Nachbarin unserem Zugriff durch die Einführung eines Passwortes entzogen.
Dafür haben wir seit heute eine Waschmaschine mit funktionierendem Timer und einen Kühlschrank von der Größe eines Schlafzimmerschrankes. Man könnte ihn für die neuangekommenen Ex-Äquatorzonen-Bewohner als Trainingslager für den kanadischen Winter benutzen. So a la "Cool Runnings".

http://de.youtube.com/watch?v=aaov7DNICPg

Britta durfte am Dienstag für ca. 20 Personen kochen. Dank einer am Morgen angekommenen Lieferung von Second Harvest (altes Essen aus dem Supermarkt) konnte sie ein leckeres Chilli con Carne mit (fast frischen) Fladenbrot auf den Tisch zaubern.
Nach einer ersten intensiveren Bedbug-Erfahrung (zumindest für Britta) haben wir unser ganzes Bettzeug in die (reparierte) Waschmaschine geworfen und konnten in der Nacht darauf prompt Bedbug-frei schlafen.

Samstag, 18. Oktober 2008

Ein Hoch auf die gute Nachbarschaft

Unsere liebe Nachbarin hat sich freundlicher Weise ein W-Lan-Netzwerk eingerichtet und auf jegliche Verschlüsselung verzichtet. Das versetzt mich in die Lage meinen Tagebuchaktivitäten wieder nachzugehen. Unser Internetprovider ist nämlich außer Stande unser Problem mit der Netzwerkverbindung zu lösen. Bereits mehrere Stunden von Telefonaten (nicht aufgerundet) und zig Versuche endeten alle beim gleichen Ergebnis: Nix geht.

Ein volle, aber tolle Woche liegt hinter uns. Am Dienstag die große Thanksgiving-Feier mit ca. 60 Leuten im Adamhouse, am Mittwoch das erste Mal so richtig Sprachschulunterricht, am Freitag eine Einheit über Gebetsleben. Die praktische Umsetzung am Abend ging dann etwas schief. Wir wollten mit der Gemeinde von Joachim und Miri zu einem Lobpreiskonzert gehen - wie sich herausgestellt hat, war das nicht so wirklich besinnlich.

Heute haben wir unseren freien Tag genossen und sind nachdem Britta den Altersdurchschnitt bei einem Frauenfrühstück (Thema Bolivien) versaut hat auf ein Insel vor Toronto geschippert und drei Stunden lang durch den Herbstwald und am Sandstrand entlang geschlendert.




Nun sind wir beide müde und freuen uns auf den Gottesdienst morgen mit Pastor Arc - ein genialer Prediger. Obwohl es richtig Spaß macht ihm zuzuhören kann man unglaublich viel bei seinen Predigten lernen.

Montag, 13. Oktober 2008

Jetzt lerne ich das auch mal kennen

Ich konnte bisher immer nur lachen, wenn andere von Internetanschlussproblemen geschrieben haben. Nun habe ich das auch. Mein Zugang ist auf 20 Min beschränkt :-(
Wir genießen den freien Tag, den alle anderen haben, auf unsere Art. Wir haben den Müll der vergangenen Woche sortiert, den Gruppenraum im Keller für die Thanksgivingparty aufgeräumt und ansonsten einen ruhigen Tag verbracht.
In der Nacht gabs ein wenig ärger mit einem Bewohner, der deutlich zu spät zurück kam. Als ich ihm dann heute morgen sagte, dass er deshalb vermutlich ausziehen müsse - so sind die Regeln, die nicht ich gemacht habe! - ist er kurzfristig ein klein wenig ausgetickt. Später hat er sich dann wieder eingekriegt und mir zugehört. Er hat sich sogar entschuldigt. Jetzt schläft er eine Nacht wo anders und morgen wird er mit dem Chef des Hauses reden. Ich hab gesagt, ich werde ein gutes Wort für ihn einlegen. Bin mal gespannt was passiert.

Freitag, 10. Oktober 2008

Recreation - Erholung

Heute waren wir im High-Park in Toronto - dienstlich, nicht zu unserem persönlichen Vergnügen. Aber wer kann das schon so richtig trennen!
Unser Auftrag war bei strahlendem Sonnenschein eine Stunde durch den Park zu laufen oder uns an einen Platz zu setzen und über Lobpreis nachzudenken. Genauer gesagt, darüber wer Gott ist und was er für mich bedeutet.

Diese Bank kam mir dabei wie gerufen. Recreation kann man wörtlich mit Wiederschöpfung übersetzen oder eben mit Erholung. Ich glaube, das ist die entscheidende Grundlage für echte Anbetung. Ruhe finden und sich von Gott wiederherstellen lassen.
Im gemeinsamen Austausch hat Lorrie - unsere heutige Lehrerin - betont, wie wichtig es ist sich immer wieder Orte und Zeiten der Ruhe einzurichten. Wo und wann hast DU diese Orte und Zeiten?

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Während ihr schliefet...

Als vermutlich die meisten in Deutschland neue Kraft getankt haben für den Wochenendanfang, war bei uns so richtig was los! Nach einer runde Fußball im Park - immerhin 1 Adamhausbewohner war dabei - und einem guten Abendessen begann der außergewöhnliche Teil des Tages. Von Belainesh wurden wir zu einem typisch äthopischen Essen eingeladen (äthiopisches Brot mit scharfer Bohnen-Mehl-Soße). Auch wenn es sich nicht so anhört es war super-lecker.
Dann wurden auch die Waschbären hungrig. Sage und schreibe vier Waschbären haben sich im Hinterhof über unseren Müll hergemacht - aber irgendwie sind die Kerle doch einfach nur putzig:

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Deutsch, Englisch, Spanisch und so manches andere

Da unser Englischlehrer Tim gerade Fieber hat liegt unser Unterricht gerade auf Eis. Ich war heute zum ersten Mal in meinem Leben im Waschsalon - alle Anleitungen auf Englisch und kein einziges der gewohnten deutschen Waschprogramme. Prompt hat sich Britta darüber beschwert, dass ihre beste Bluse eingegangen ist...
Aber es gab auch erfreuliches: Heute ist Miguel im Adamhouse eingezogen. Britta konnte mit ihren verstümmelten Spanischkenntnissen brillieren und so manches Problem klären. Einfach gut wenn man nicht nur auf Deutsch und Englisch fixiert ist.
Da auch morgen noch kein Englischunterricht stattfinden wird, werde ich mit den Bewohnern des Adamhauses in den Park gehen und Fußball spielen. Die Jungs sind richtig heiß drauf. Mal gespannt wie das dann morgen Mittag aussieht.
Wie gut wir uns schon eingelebt haben zeigt vielleicht folgende Szene. Gestern haben wir von Second Harvest Lebensmittel bekommen. Ich hab mich riesig darüber gefreut, denn dieses Mal waren unter anderem Kaba (Nestle), Pudding und Vollkornflakes dabei - einer unserer neuen Bewohner hingegen hat sich beschwert, er findet die Lebensmittel widerlich, da sie zum Teil schon abgelaufen sind...

Samstag, 4. Oktober 2008

Baueinsatz

Die letzten beiden Tage hatten wir die Handwerker im Haus. Freunde aus der Gemeinde unserer "Hausmama" waren da, um uns eine neue Küche zu installieren. Zuerst wurde die alte herausgerissen, dann die Kakerlaken getötet, ein neuer Boden verlegt und zum Schluss die neue Küche. Ich durfte auch mit anpacken. Hat richtig Spaß gemacht und die Veränderung kann sich durchaus sehen lassen. Bin mal gespannt wie lange die Küche noch so sauber aussieht... hrenddessen hat Britta uns schon die zweite Einladung zum Essen eingebracht. Sie kommt super mit den Bewohnern aus und wir hatten schon gute Gespräche mit unseren Mitbewohnern.
Morgen haben wir Vormittags frei und am Abend sind wir dann das erste Mal als Nightmanager verantwortlich.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Angekommen

Nachdem wir in den letzten Tagen immer wieder die Betten gewechselt haben sind wir nun angekommen. Zumindest für die voraussichtlich nächsten acht Monate haben wir nun eine feste Bleibe. Umgeben von Bäumen, am Rand eines Parks und doch mitten in der Großstadt gelegen!
Das Adam House (gesprochen: Ädämhaus) ist eine erste Anlaufstation in der Flüchtlinge einen Unterschlupf finden. Sie bleiben in diesem Haus normalerweise nicht länger als zwei Monate, dann müssen sie eine eigene Wohnung gefunden haben und ausziehen.
Die Mitarbeiter des Adam House helfen den Flüchtlingen - die teilweise kein einziges Wort Englisch sprechen - ihre Behördengänge richtig und rechtzeitig zu erledigen.
Wir sind hier als Nightmanager (gesprochen: Naidmänätscher) eingesetzt. Das heißt, sobald das Personal das Haus verlässt sind wir verantwortlich. Zu unseren Aufgaben gehört, dass wir den allabendlichen Hausputz überwachen, ab 23 Uhr dafür sorgen, dass die Nachruhe eingehalten wird und alle Türen abgeschlossen sind.
Vielen Dank wenn Du dafür betest, dass wir den richtigen Ton treffen. Die Flüchtlinge kommen aus sehr unterschiedlichen Situationen. Manche waren in ihrer Heimat sehr reich, hatten selber Angestellte und müssen nun den Dreck wegwischen. Andere weigern sich zu putzen oder schlagen in den Nachtstunden über die Stränge. Wir brauchen hier ein gutes Feingefühl,wie wir mit den Menschen umgehen und wie wir gute Beziehungen zu ihnen aufbauen können.